Aus einem Briefwechsel von C.G. Jung an Siegmund Freud, über die Astrologie

13.01.2020


«Meine Abende sind sehr in Anspruch genommen durch die Astrologie. Ich mache Horoskopberechnungen, um dem psychologischen Wahrheitsgehalt auf die Spur zu kommen. Bis jetzt einige bemerkenswerte Dinge, die Ihnen gewiss unglaublich erscheinen werden. Bei einer Dame ergab sich durch die Berechnungen der Gestirnstellungen ein ganz bestimmtes Charakterbild mit einigen detaillierten Schicksalen, das aber nicht ihr zugehörte, sondern ihrer Mutter; dort aber saß die Charakteristik aber wie angegossen. Die Dame leidet an einem außerordentlichen Mutterkomplex. Ich muß sagen, daß in der Astrologie eines Tages sehr wohl ein gutes Stück Wissens von Ahnungs wegen, das an den Himmel geraten ist, entdeckt werden könnte [...].» 


Sigmund Freud, C. G. Jung: Briefwechsel. Frankfurt am Main 1974, S. 471/Brief 259 J vom 12. Juni 1911 an Freud. 

Jung im Kontakt zur indischen Astrologie

Dem indischen Astrologen Raman schrieb Jung Ende 1947, er interessiere sich «seit über 30 Jahren» für «astrologische Probleme» und ziehe bei schwierigen psychologischen Diagnosen oft das Horoskop des Patienten «zur Erhellung» zu Rate, «um neue Gesichtspunkte zu gewinnen». In vielen Fällen enthielten die «astrologischen Angaben eine Erklärung für bestimmte Tatsachen, die ich sonst nicht verstanden hätte.»[ C. G. Jung: Briefe II 1946-1955 S. 94. Und Wilhelm Knappich: Geschichte der Astrologie. Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt am Main 1967. S. 367 f. ]

In astrologischen Kreisen wurde z. B. Jungs Arbeit Synchronizität als ein Prinzip akausaler Zusammenhänge(1952)bekannt. - Veröffentlicht in dem Buch Naturerklärung und Psyche, das er zusammen mit dem Physik-Nobelpreisträger Wolfgang Pauli verfasst hatte. [C. G. Jung: Synchronizität, Akausalität und Okkultismus. München 1990. ] 

In einer «astrologischen Statistik» untersuchte er darin u. a. eine große Reihe von Geburtshoroskopen Verheirateter und Unverheirateter auf eine «Ehe»-Konstellation hin: Bezüglich Sonne und Mond im Vergleich zu sonstigen Aspekten zwischen Sonne und Mond, Mars und Venus, Aszendent und Deszendent meinte er in seiner ersten Erhebung tatsächlich einen höheren proportionalen Anteil der «Sonne-Mond-Verbindung» bei Verheirateten gegenüber den Vergleichs-Horoskopen von Unverheirateten zu finden.[ C. G. Jung: Synchronizität, Akausalität und Okkultismus, S. 51. ] 

Spätere, von ihm wiederum selbst durchgeführte «Kontrolluntersuchungen» bestätigten aus seiner Sicht diesen Zusammenhang nicht. Er vermutete daraufhin, dass in einem «synchronistischen Kontext» die «statistischen Ergebnisse» abhängig seien von der jeweiligen (unterschwelligen) Erwartungshaltung des Forschers. Fortan lehnte er wissenschaftliche Beweisversuche zugunsten der Astrologie ab und bescheinigte statistischen Methoden insgesamt einen grundsätzlich «ruinösen Einfluss» auf «Zufälle» und «Synchronizitäts - Vorgänge». Quelle: wikipedia